Pressebericht vom 24h-Rennen 2008
220 000 Zuschauer, 830 Fahrer, 220 Autos, 24 Stunden, ein Ziel: durchhalten. Die Zahlen der größten Motorsportveranstaltung Europas sind beeindruckend. Das Rennen rund um die Uhr auf der Nordschleife des Nürburgrings ist das härteste, was sich ein Rennfahrer antun kann.
Alexander Roth könnte sich nichts schöneres vorstellen, als diesen Ritt durch die grüne Hölle. Der Ebersbacher betreibt seit 10 Jahren Motorsport und startete jetzt zum dritten Mal beim 24-Stunden-Rennen in der Eifel. „2003 und 2005 bin ich schon einmal angetreten. Doch diesmal war es etwas ganz anderes. Das Team hat super funktioniert, wir hatten viel Spaß. Das war beim letzten Mal ganz anders.“ Der 35-Jährige startete diesmal im Team des Willichers Marc Beckord auf einem gelb-schwarzen Renault Clio auf der über 25 Kilometer langen Strecke. Das Auto stammt aus dem Clio-Cup, hat knapp 200 PS bei nur 980 Kilo und ein sequentielles Sechsganggetriebe. Das kann man bei Vollgas ohne Kupplung schalten. „Ein echtes, kleines Rennauto eben“, sagt Roth, der sein Geld als selbständiger Finanzmakler verdient. Neben ihm und Beckord saß noch Christian Mass (Neffe von Formel 1-Legende Jochen Mass) am Steuer – drei Fahrer mit sehr viel Nordschleifenerfahrung. Alexander Roth startete in den vergangenen Jahren regelmäßig im BF Goodrich Langstreckenpokal und im Castrol Haugg Cup (heute RCN) auf dem legendären Eifelkurs.
Am Ende stand Platz 93 von 220 gestarteten Autos zu Buche, dazu Rang sechs in der Klasse (die verschiedenen Autos vom Fiat 500 bis zum Porsche mit 600 PS sind in eigene Wagenklassen unterteilt). Es hätte noch weiter nach vorne gehen können, wäre der Clio mit Marc Beckord nicht am Sonntagmorgen von einem BMW an einer der schnelleren Stellen der Strecke abgeschossen und in die Leitplanke befördert worden. Die Reparatur der verbogenen Radaufhängung kostete mehrere Runden.
Die Vorbereitung für den Eifel-Marathon hatten bereits Monate im Voraus begonnen. Neben der Sponsorensuche musste das Auto vorbereitet werden. Der Clio bekam einen neuen Heckflügel verpasst, dazu Xenon-Zusatzscheinwerfer für die Nacht. Technikchef Andreas Klinger stellte einen bestens vorbereiteten Clio hin.
Fast eine Woche vor dem Start ging es dann für das Team Flat-Out-Racing an den Ring. Aufbauen des Equipments, Einräumen der Box, letzte Arbeiten am Auto – die Tage bis zum Start waren Stress pur. Die Entschädigung gab es am Donnerstag vor dem Rennen. Bei den traditionellen Adenauer Racing Days, wo sich ausgesuchte Teams mit ihren Fahrzeugen im kleinen Eifel-Örtchen Adenau 20 000 Fans präsentieren, war auch der Clio mit dabei. Alexander Roth musste dutzende Autogramme schreiben.
Das Rennwochenende selbst ließ dann keine Ablenkung mehr zu. Kleinere technische Defekte mussten während des Rennens behoben werden, immer wieder einsetzender Regen machte die Reifenwahl zur Lotterie und nicht zuletzt die Müdigkeit zehrte an den Fahrern. „Aber wir haben durchgehalten, wir sind ins Ziel gekommen. Das ist für mich wie ein Sieg“, sagt der Ebersbacher.
Faktenkasten:
Geschichte Vor 38 Jahren wurde das 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife erstmals gestartet. Während der Ölkrise 1974 und 1975 fiel das Rennen aus. In der Siegerliste stehen so klangvolle Namen wie Hans-Joachim Stuck, Niki Lauda, Klaus Ludwig, Joachim Winkelhock oder Tourenwagenweltmeister Andy Priaulx. Veranstalter ist der ADAC Nordrhein. Technik Es sind nur Tourenwagen startberechtigt. Sportprototypen wie in Le Mans dürfen auf der Nordschleife seit 1982 nicht mehr fahren. Die Starterliste 2008 reicht vom 130 PS starken alten Mini Cooper bis hin zum Aston Martin DB9. Es waren auch Exoten am Start, wie der Gumpert Apollo mit Hybrid-Antrieb (Fahrer: Heinz-Harald Frentzen). Die Spanne der Teams reicht von reinen Privatiers bis zum Werkseinsatz.